Wo kommt sie her, die deutsche Sprache? Und wer waren die treibenden Personen? Mit einer kleinen literarischen Reise durchs Land und durch die Jahrhunderte geht es zu den Anfängen der Sprache im heutigen Sachsen-Anhalt: Merseburger Zaubersprüche, erste Prosa in Deutsch, Eike von Repgows Sachsenspiegel, Neue Furchtbringende Gesellschaft, Gleim, Winckelmann, Goethe und Schiller, Nathusius, Novalis, Reichardts Garten, Goethe-Theater Bad Lauchstädt, Literaturhaus Magdeburg und viele mehr.
Eine rund 18-minütige sehenswerte Reportage des „Stadtfernsehens mit Kultur” aus Magdeburg kulturmd im Auftrag der Staatskanzlei und des Ministeriums für Kultur Sachsen-Anhalt.
Quelle: YouTube/kulturmdTV
Wie die "Literarische Reise durch Sachsen-Anhalt" zeigt, gibt es in diesem Kulturland interessante sprachgeschichtliche Wurzeln und spannende historische Bezüge zu entdecken. Diese Seiten geben einen Überblick über bedeutsame Persönlichkeiten und Sehenswürdigkeiten, der auf den Folgeseiten vertieft wird.
Mit der Gestaltung von drei Giebelwänden wird in Halle an der Saale eine ganz besondere Sprachpflege betrieben: In der Kleinen Ulrichstraße sind es Wort-Antiquitäten und am Hallmarkt Redewendungen in hallescher Mundart, die in großen Lettern an den Wänden prangen. Auf dem halleschen Boulevard wurde das Ensemble im Dezember vergangenen Jahres durch eine Hauswand mit alltäglichen Sprichwörtern ergänzt.
Die Idee für diese großflächige Sprachpflege hatte der Förderverein „Pro Halle“. Dieser will die wirtschaftliche, touristische sowie kulturelle Entwicklung unterstützen und verwirklicht das mit originellen Ideen, wie der Fassadengestaltung.
Die Bibliothek des Domstifts Merseburg birgt die »Merseburger Zaubersprüche«, eine althochdeutsche Handschrift aus der Mitte des 10. Jahrhunderts. Ein Faksimile dieser kostbaren Handschrift ist in der Südklausur des Doms St. Johannes und St. Laurentius im »Zauberspruchgewölbe« zu sehen. Eike von Repgow schrieb im frühen 13. Jahrhundert mit dem »Sachsenspiegel« das älteste Rechtsbuch und zugleich erste deutsche Prosawerk. Ein Förderverein hält das Erbe an Eike von Repgow in Reppichau mit einem Kunstprojekt lebendig.
Ein Ritter, ein Fürst und ein Dichterfürst...
Eike von Repgow (geboren um 1180, gestorben ungefähr 1234) schrieb im anhaltischen Reppichau Rechts- und Sprachgesichte. Die Andenken an Eike von Repgow und an den Sachsenspiegel werden in Reppichau von einem Förderverein mit einem einzigartigen Kunstprojekt lebendig gehalten.
Im Köthener Schloss ist in den ehemaligen Wohnräumen des Fürsten Ludwig I. in vier Themenfeldern eine Erlebniswelt Deutsche Sprache zu entdecken. Die Ausstellung lädt ein, mehr über unsere Muttersprache, ihre Schönheit und ihren Reichtum zu erfahren. Eine Ausstellung, die auch zum achtsamen Gebrauch unserer Muttersprache anregt.
Johann Wolfgang von Goethe ließ 1802 in Lauchstädt ein Sommertheater errichten. Das Theater wird noch heute regelmäßig bespielt. Höhepunkt ist das »Festspiel der deutschen Sprache«, welches alljährlich im September von Kammersängerin Edda Moser ausgerichtet wird.
Martin Luther löste 1517 in Wittenberg die Reformation aus und veränderte damit nicht nur die Kirche. Damit gingen tief greifende gesellschaftliche Veränderungen einher, die bis in die heutige Zeit reichen. Dem Anliegen Luthers gerecht werdend, jedem Christen den Zugang zur Bibel zu ermöglichen, kam August Hermann Francke 1710 mit der Gründung der Cansteinschen Bibelanstalt in »Franckens Stiftungen« nahe. Zahlreiche deutsch- und fremdsprachige Bibelausgaben gingen von Halle an der Saale aus in alle Welt, „mit dem Ziel, zur Erbauung und Reformation der weltweiten Christenheit beizutragen und die Menschen für das Christentum neu zu gewinnen. Durch die moderne »Waisenhausorthographie« wurde außerdem die deutsche Sprachkultur gefördert“, schreibt Helmut Obst in seinem 2013 erschienenen Buch »August Hermann Francke und sein Werk«.
VDS-Vorstandsmitglied Jörg Bönisch sprach mit Professor Helmut Obst, dem Vorsitzenden des Kuratoriums der Franckeschen Stiftungen, über Luther, Francke, Reformation, Bildung und deutsche Sprache. Weiterlesen...
Der in Leipzig geborene Rechtsgelehrte und Philosoph Christian Thomasius (1655 - 1728) brach mehrfach mit geltenden Konventionen. Nicht nur sein Kleidungsstil entsprach kaum der Erwartungshaltung seiner Zeit. Auch mit seinen Gedanken wich er vom vorherrschenden Duktus ab. Bereits 1682 trat er für eine Trennung von Staat und Kirche ein. 1687 löste er mit seiner Ankündigung, an der Leipziger Universität eine Vorlesung in deutscher Sprache zu halten, unter orthodoxen Akademikern große Tumulte aus. Im Verlauf des 18. Jahrhunderts wurden Vorlesungen dennoch zunehmend auf Deutsch gehalten und verdrängten das Latein. Diese Entwicklung beschleunigte die Ausprägung einer deutschen Nationalliteratur. Doch die Auseinandersetzungen gipfelten zunächst darin, dass Thomasius im März 1690 mit einem Lehr- und Publikationsverbot in Sachsen belegt wurde. Er verließ Leipzig und siedelte in das benachbarte preußische Halle über. Hier hielt er juristische und philosophische Vorlesungen und wurde zum Gründungsmitglied der Juristischen Fakultät der Friedrichs-Universität Halle, aus der die heutige Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg hervorging. Thomas verstarb 1728 in Halle und wurde auf dem Stadtgottesacker beigesetzt.
Konrad Duden erblickte am 3. Januar 1829 bei Wesel das Licht der Welt. Nach einem bewegten Leben als Lehrer, Erzieher, Wissenschaftler, Rechtschreibreformer und Humanist, verstarb Dr. Konrad Duden am 1. August 1911 in Wiesbaden-Sonnenberg. Auch wenn die heutige Rechtschreibung nur sehr bedingt Dudens Vorstellungen von einer einfachen und zweckmäßigen Orthografie entspricht, war er der Wegbereiter für eine einheitliche deutsche Rechtschreibung.
Das bildnerische Lebenswerk der vor allem im Osten Deutschlands weithin bekannten Künstlerin Regine Heinecke würdigt die vogtländische Stadt Oelsnitz im Schloss Voigtsberg. Im „Illusorium“, ein Kunstwort aus „Illusion“ und „Illustration“, begegnen den älteren Besuchern in den mittelalterlichen Räumen zahlreiche Figuren der Kindheit. In der ansprechenden Ausstellung werden neben Buchillustrationen weitere Werke aus dem breit gefächerten Schaffensreichtum gezeigt. Dort kann man mit allen Sinnen in die Phantasiewelt der Regine Heinecke eintauchen, sodass auch die Jüngeren auf eine Entdeckungsreise gehen können.
Mit Stolz und Freude berichtet Kassels Oberbürgermeister Bertram Hilgen, dass im ersten Jahr nach Eröffnung der Grimmwelt im Jahr 2015 über 160.000 Besucher in der neuen Ausstellung gezählt wurden. Das eigens für diesen Zweck errichtete Gebäude ist eingebettet in die Parklandschaft am Hang eines Weinberges. Es gibt Raum, sich mit dem schaffensreichen Leben und Wirken der Brüder Grimm zu beschäftigen. Vom begehbaren Dach und beim Blick durch das Panoramafenster des Museumscafés „Falada“ kann man aber auch den Blick ausladend über die Karlsaue weit in die Ferne schweifen lassen.