Regine Heinecke lässt Worte zu Bildern werden
Der Verein Deutsche Sprache ist seit dem Frühjahr 2017 um ein vor allem im Osten Deutschlands weithin bekanntes Mitglied reicher: Regine Heinecke. Sie hat sich als Malerin, Grafikerin und Illustratorin einen Namen gemacht hat und spürt seit jeher eine innige Beziehung zu Wörtern und Literatur. „Worte werden Bilder – das ist mein Lebenselixier seit meiner Kindheit. Doch wollte ich in meinen Illustrationen immer eine Geschichte neben dem Text erzählen, nicht nur eine bloße Abbildung schaffen“, betont die eloquente 81-jährige Künstlerin. Freundschaftliche Bande knüpfte Heinecke mit dem im März 2016 verstorbenen, seit den 1960-er Jahren in Halle lebendenden Schriftsteller und Lyriker Dieter Mucke. Aus dieser Freundschaft entstanden gemeinsame Buchprojekte wie „Der Dunkel Munkel“ und „Die Sorgen des Teufels“.
In unserer rastlosen Welt, in der sie weder ein Mobiltelefon noch einen Rechner besitzt, fühlt sie sich oftmals nicht verstanden. Doch Regine Heinecke sind lebhafte und geistreiche Gespräche wichtig. Am liebsten in ihrem naturbelassenen Garten unter einer schattenspendenden knorrigen Linde bei einem Glas alkoholfreien Hefeweizen. Nachdem sie aus der Zeitung von der Existenz des Vereins Deutsche Sprache erfuhr, fragte sie sich telefonisch durch. Sprach lange mit dem VDS-Vorsitzenden Walter Krämer und der dortigen VDS-Regionalleiterin Regina Kämke († 2018) – fühlte sich verstanden und trat ein.
Heinecke, 1936 in Zwickau geboren, absolvierte zunächst eine Lithografenlehre und studierte dann an der Hochschule für Grafik und Buchkunst in Leipzig. Um dem Trubel einer Großstadt zu entfliehen, zog sie in den 60-er Jahren ins Vogtland, in die Nähe von Oelsnitz. Dort fand die Künstlerin fern der urbanen Hektik ihre kreative Oase, am Waldesrand, nahe der bayerischen Grenze. Das Ergebnis kann sich sehen lassen, denn die Stille und Harmonie der Landschaft beflügelte ihre Phantasie. Mit mehr 80 Publikationen wurde sie in der DDR zu einer bekannten Illustratorin für Kinder- und Jugendbücher. Märchen der Brüder Grimm oder Wilhelm Hauff, aber auch Bilderbücher für Vor- und Grundschüler schmückte Heinecke mit ihrer oft skurril-humorvollen, poetisch-phantastischen Ikonografie.
Ihr bildnerisches Lebenswerk, zu dem Klassiker, Liebesgedichte, Volksweisen, Satiren und auch Deftiges für Erwachsene gehört, würdigt die Stadt Oelsnitz mit einer Dauerausstellung im Schloss Voigtsberg. Im „Illusorium“, ein Kunstwort aus „Illusion“ und „Illustration“, begegnen den älteren Besuchern in den mittelalterlichen Räumen der Kernburg zahlreiche Figuren der Kindheit. In der ansprechenden Ausstellung werden neben Buchillustrationen weitere Werke aus dem breit gefächerten Schaffensreichtum gezeigt. Dort kann man mit allen Sinnen in die Phantasiewelt der Regine Heinecke eintauchen, sodass auch die Jüngeren auf eine Entdeckungsreise gehen können.
Text und Fotos: Jörg Bönisch
Informationen zu Öffnungszeiten und Eintrittspreisen unter www.schloss-voigtsberg.de.