VDS und IFB-Verlag Deutsche Sprache auf der Leipziger Buchmesse und bei Leipzig liest

Leipziger Buchmesse 2023

Vier Tage voller anregender Gespräche und neuer Kontakte – die Leipziger Buchmesse war für den Verein Deutsche Sprache (VDS) und den IFB-Verlag Deutsche Sprache ein voller Erfolg. Regelmäßig bildeten sich große Menschentrauben vor dem Gemeinschaftsstand in Halle 4. „Wir freuen uns vor allem über die vielen jungen Leute, teils noch Schüler, die anhielten und uns in unserem Eintreten gegen die Gendersprache bestätigten“, sagte Jörg Bönisch, Mitglied des VDS-Vorstands, der die Tage in Leipzig begleitet hat. Konnten 2019, der letzten Buchmesse vor der Pandemie, 286.000 Besucher gezählt werden, kamen vom 27. bis 30. April 2023 insgesamt 274.000 Besucher zum „Bücherfrühling“ nach Leipzig.

VDS-Vorstandsmitglied Jörg Bönisch mit 3 Deutschlehrerinnen

Viele berichteten von Gender-Versuchen an ihren Schulen, die teils halbherzig, teils rigoros in die Klassenzimmer getragen werden. Die Schüler selbst zeigten jedoch wenig Interesse an Gendersternchen, -doppelpunkten und Co. Auch Lehrer und Studenten auf Lehramt blieben regelmäßig stehen und fragten nach Infomaterial, um gegen das Gendern einzustehen. „Zwei Lehrerinnen berichteten von ihren Erfahrungen und sprachen von sich selbst als 'Wir sind Lehrer'; das zeigt also deutlich, dass nicht alle Lehrkräfte ins Gender-Horn blasen“, so Bönisch. Selbst eine Gleichstellungsbeauftragte konnte den Genderschreibweisen nicht viel abgewinnen.

Auch Autoren des IFB-Verlags kamen zum Messestand. Wolfgang Häring („Beziehungsweise für dich“, „Blütenlese“) und Max Haberich („Gendern? Nein Danke!“) signierten ihre Bücher und kamen mit den Besuchern am Messestand ins Gespräch. Ebenso erfreulich war die Resonanz auf die Sütterlin-Aktion des VDS, die immer im September stattfindet.

Leipzig liest „An die Freude“ *

Zum Abschluss der Buchmesse luden das Stadtgeschichtliche Museum Leipzig und der VDS am 30. April ins Leipziger Schillerhaus zur Lesung „An die Freude“ ein. Im Rahmen des Begleitprogramms „Leipzig liest“ bekamen die Zuhörer Lyrik von heute und Lesarten von Schillers Ode vorgetragen. Die Lesung zu Ehren Friedrich Schillers gestalteten Ralph Grüneberger aus Leipzig, Wolfgang Mayer König aus Wien und die Berliner Jörn Sack und Clemens Schittko. Der renommierte österreichische Autor und Universitätsprofessor König berührte die Gäste mit seinem Vortrag „Ist Schillers Ode an die Freude ein politisches Gedicht?“.

* v.l.n.r: Jörg Schneider (Gitarrist), Ralph Grüneberger, Prof. Wolfgang Mayer König, Jörn Sack, Clemens Schittko

Doch die gute Stimmung wird getrübt, wenn uns Oliver Zille als Direktor der Leipziger Buchmesse wissen lässt: „Die Leser:innen haben sich ihre Messe zurückerobert. Die Autor:innen sind glücklich, endlich wieder ihr Publikum persönlich getroffen zu haben.“ In diesem Sprachduktus verläuft die gesamte Kommunikation auf den Messe-Netzseiten und mit den Ausstellern, Besuchern und Autoren. So wird klar, die Leipziger Buchmesse unterwirft sich dem Genderzeitgeist. Und sicherlich spielen dabei auch die drei Millionen Euro Steuergelder eine entscheidende Rolle, die der Leipziger Buchmesse in diesem Jahr von der grünen Kulturstaatsministerin Claudia Roth zur Verfügung gestellt wurden.

Rückblick

In den Jahren 2020 und 2021 ließ die sächsische Eindämmungsverordnung derartige Großveranstaltungen nicht zu. 2022 hätte die Leipziger Buchmesse stattfinden können, aber einige der großen Verlage sahen sich nicht in der Lage, die Beteiligung abzusichern. Da die Messegesellschaft damit „die Qualität und Breite einer solchen Publikumsmesse nicht gewährleistet“ sah, wurde sie fünf Wochen vor ihrem Beginn abgesagt. Zwischenzeitlich stand sogar das endgültige Aus der Buchmesse im Raum. Nicht wenige Beobachter, auch Autoren, hatten den Eindruck, finanzkräftige westdeutsche Verlage hätten an dieser Buchmesse aus wirtschaftlichen Gründen kein Interesse mehr. Traditionell gilt die Leipziger Schau als „Lesefest“ mit großer Publikumsbeteiligung, während im Herbst in Frankfurt der Lizenzenhandel und die internationale Vermarktung von Titeln im Zentrum stehen.

Karin Schmidt-Friderichs, Vorsteherin des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels, hatte die Absage 2022 als „schweren Schlag“ bezeichnet: „Die Messe wäre für das Buch und alle, die dafür und davon leben, sehr wichtig gewesen. Nun fehlt den Verlagen und ihren Autoren und Autorinnen einmal mehr jene so langersehnte Bühne.“ Doch 60 kleinere, mittlere und größere Verlage wollten die Messeabsage so nicht hinnehmen und veranstalteten stattdessen an drei Tagen in Leipzig eine alternative „buchmesse_popup“. Zwar erreichten die 10.000 literaturbegeisterten Besucher nicht annähernd die Besuchszahlen der ‚großen‘ Buchmesse, aber Veranstalter, Autoren und Verlage waren mit dem Verlauf dennoch sehr zufrieden. In einem „Zukunftsgespräch“ am 31. März 2022 bekannten sich der Börsenverein, die Leipziger Messeverantwortlichen sowie Vertreter aus der Politik und von großen deutschen Verlagen zum Fortbestand der Leipziger Buchmesse.

Text: Doro Wilke und Jörg Bönisch

Fotos: Angelika Snicinski-Grimm (2), Reinhardt O. Hahn (1), Jörg Bönisch (12)