Liebe Freunde der deutschen Sprache,
es scheint, als wollen die besorgniserregenden Nachrichten nicht abreißen. Als hätte uns die Pandemie nicht schon genug abverlangt, bestimmen nun Terror und Kriege die Nachrichten. Da könnte man annehmen, die Probleme, die unseren Verein umtreiben, wären vergleichsweise bedeutungslos. Doch nur weil derzeit andere Themen die Schlagzeilen beherrschen, wollen und dürfen wir in unseren Bestrebungen nicht nachlassen. Denn wie schon Theodor Fontane formulierte: „Wahre dir den vollen Glauben an diese Welt trotz dieser Welt“.
In diesem Sinne haben wir für 2024 schon einige Veranstaltungen geplant: Unsere Jahresmitgliederversammlung findet am 16. März in Quedlinburg statt. Daran schließt sich der Besuch des Geburtshauses des Dichters Friedrich Gottlieb Klopstock anlässlich seines 221-sten Todestages an. Vom 21. bis 24. März sind der VDS und der IFB-Verlag Deutsche Sprache auf der Leipziger Buchmesse zu finden. Am 13. April laden wir alle Interessierten zu einem Besuch des NOVALIS-Museums in Oberwiederstedt ein. Damit schlagen wir auch einen Bogen zur 5. Landesgartenschau des Landes Sachsen-Anhalt, welche vom 19. April bis 13. Oktober in Bad Dürrenberg stattfindet. Am 7. und 8. September richten wir dort gemeinsam mit der Neuen Fruchtbringenden Gesellschaft zu Köthen und dem Verein WortWerkWittenberg ein thematisches Wochenende „Sprache, Literatur, Musik“ aus. Eine Übersicht aller Veranstaltungen finden Sie unter Termine.
Doch zuvor wünschen wir unseren Vereinsmitgliedern und allen Sprachfreunden eine besinnliche Vorweihnachtszeit, ein gesegnetes Weihnachtsfest, einen guten Rutsch und ein gesundes neues Jahr.
Die Leitung der VDS-Regionalgruppe Sachsen-Anhalt
Kaminzimmergespräch zum „Streitfall Gendersprache“ am 27. November 2023 in Bad Lauchstädt
Auf Einladung des Freundeskreises Goethe-Theater Bad Lauchstädt e. V. referierte Dipl.-Ing. Jörg Bönisch, Mitglied im Bundesvorstand und stellvertretender Leiter der Regionalgruppe Sachsen-Anhalt des Vereins Deutsche Sprache, am 27. November 2023 in Bad Lauchstädt über den „Streitfall Gendersprache“.
Als Gendern (ˈd͡ʒɛndɐn, ausgesprochen: „dschendern“) wird die geschlechtergerechte Sprache bezeichnet. Mit ihr soll die sprachliche Gleichbehandlung von Frauen und Männern und darüber hinaus aller Geschlechter erreicht werden. Von den Befürwortern der Gendersprache wird das generische (geschlechtsunspezifische) Maskulinum (z. B. alle Besucher) abgelehnt, weil es vermeintlich nur Männer benenne. Ob und in welcher Form Sprache geschlechtergerecht sein soll, darüber ist eine breite gesellschaftliche Diskussion entbrannt. Zahlreiche unabhängige Umfragen ergaben, dass mindestens zwei Drittel der Bevölkerung Eingriffe in das Standarddeutsch durch das Gendern ablehnen. Viele Menschen empfinden die Genderschreib- und Sprechweisen für den Lesefluss und die Hörgewohnheiten als störend.
Edda Moser wurde 85 - Und ist noch kein bisschen müde
Während des Festspiels der deutschen Sprache feierte unsere Vereinsfreundin Kammersängerin Prof. Edda Moser im Oktober 2023 mit Weggefährten, Freunden und Verehrern ihren 85-sten Geburtstag. Unter den Gratulanten waren auch Sachsen-Anhalts VDS-Regionalleiterin Arne-Grit Gerold und VDS-Vorstandsmitglied Jörg Bönisch.
Über den ganzen Oktober verteilt gab es zahlreiche Veranstaltungen, in denen der Schönheit und Ausdruckskraft der deutschen Sprache gehuldigt wurde. Ministerpräsident Dr. Reiner Haseloff und Schirmherr des Festspiels betont: „Es ist wichtig, dass wir die deutsche Sprache im Lande Luthers pflegen. Aber wir müssen alle diejenigen in die Schranken weisen, die versuchen, uns ein Kunstprodukt aufzudrücken.“
Edda Moser rief das Festspiel der deutschen Sprache 2006 ins Leben. Seit 2007 wird es auf Empfehlung des langjährigen Bundesaußenministers und Mosers Freund Hans-Dietrich Genscher († 2016) in der Goethe-Stadt Bad Lauchstädt ausgetragen. „Hier in Bad Lauchstädt sind wir eine Insel des guten Geschmacks; eine rettende Insel für unsere wunderschöne Sprache, Dichtung und Sitten. Wenn unsere Sprache stirbt, dann sind wir niemand mehr“, fasst Edda Moser ihr Credo zusammen.
Als Sprach- und Literaturwissenschaftler, der ein weites Forschungsfeld abdecken konnte (u.a. Historische Sprach- und Literaturwissenschaft, Namenskunde, Dialektologie) war Karl Bischoff besonders mit seiner Heimatregion im heutigen Sachsen-Anhalt verbunden. Seiner Ansicht nach konnte die sprachliche Entwicklung eines Raums nur in Zusammenhang mit dessen Geschichte betrachtet werden. Durch zunehmende Einschränkungen und Bedrohungen sah er sich als Professor für Deutsche Philologie an der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg 1958 gezwungen, die DDR zu verlassen. Das Material des von ihm begründeten ‚Mittelelbischen Wörterbuchs‘ musste er schweren Herzens zurücklassen.
Sein letzter 1984 postum erschienener Aufsatz gab der Hoffnung Ausdruck, das Projekt vor dem Vergessen zu bewahren. Erst die neuen politischen Bedingungen nach 1989 ermöglichten die Einrichtung einer entsprechenden Arbeitsstelle – durch das Land Sachsen-Anhalt gefördert – und somit eine Weiterarbeit. Vom Mittelelbischen Wörterbuch liegen bisher 2 Bände und 8 interne Lieferungen vor.
Es referierte Dr. Ulrich Wenner, wissenschaftlicher Mitarbeiter am ‚Mittelelbischen Wörterbuch‘, einem Projekt an der Leucorea in der Lutherstadt Wittenberg.
Bei der „Redezeit“ handelt es sich um eine Vortragsreihe des Vereins WortWerkWittenberg e. V., des Instituts für deutsche Sprache und Kultur e. V. an der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg und der Stiftung LEUCOREA. Vierteljährlich werden interessante sprachliche und sprachpolitische Themen von einem Referenten vorgestellt, um anschließend darüber zu diskutieren.
Mit einer musikalischen Matinée eröffnete VDS-Mitglied Prof. Edda Moser am 1. Oktober 2023 im Großen Kursaal der Goethe-Stadt Bad Lauchstädt das diesjährige Festspiel der deutschen Sprache. Die Kammersymphonie Leipzig unter Leitung von Matthias Foremny gab „Applausus - Jubilaeum Virtutis Palatium“ von Joseph Haydn. Nachmittags folgte die Aufführung des lyrischen Dramas „Der Tor und der Tod“ von Hugo von Hofmannsthal. Weiter stehen eine Neuauflage des Sensationserfolgs der Mozart’schen „Zauberflöte“ (7. und 8. Oktober), Büchners „Dantons Tod“ am 20. und 22. Oktober, Goethes „Götz von Berlichingen“ (21. Oktober) und Kleists „Zerbrochener Krug“ am 31. Oktober auf dem Programm. Garniert werden diese Stücke unter anderem von einer Liedrezitation des bekannten Baritons Konstantin Krimmel am 15. Oktober, einem Festkonzert des MDR-Symphonieorchesters am 28. Oktober sowie fast schon traditionsgemäß von Gesprächsrunden und Podiumsdiskussionen.
Die Paul-Riebeck-Stiftung eröffnete am 10. September 2023 im Rahmen des Tags des offenen Denkmals ihre Ausstellung und präsentierte knapp 18 Jahre Übertragungsarbeit ihrer Sütterlinstube. Im beeindruckenden Riebeckstift erwarteten die Besucher bis 31. Oktober im Foyer imposante Übertragungen sowie Ausstellungsstücke des Kooperationspartners VDS.
In Sütterlinstuben finden sich Menschen zusammen, die Sütterlin noch beherrschen und ihr Wissen weitergeben möchten. Ehrenamtlich bieten sie Übersetzungen von Dokumenten an.
Nähere Informationen zum Süttember: www.vds-ev-de.
Gendern mit Sonderzeichen an Schulen in Sachsen-Anhalt verboten
In Sachsen-Anhalts Schulen gilt mit Schuljahresbeginn im August 2023 wieder das amtliche Regelwerk der deutschen Rechtschreibung. Konstruktionen mit Doppelpunkt, Sternchen, Unterstrich sowie andere Formen zur Kennzeichnung vermeintlich mehrgeschlechtlicher Bezeichnungen im Wortinneren dürfen nicht verwendet und sollen als Normverstöße gewertet werden. Das Bildungsministerium beruft sich dabei auf den jüngsten Beschluss des Rats der deutschen Rechtschreibung vom 14. Juli 2023, wonach Sonderzeichen im Wortinnern nicht zum Kernbestand der deutschen Orthografie gehören und damit nicht den aktuellen Festlegungen des amtlichen Regelwerks entsprechen.
Entgegen anderslautender Medienveröffentlichungen ist damit die sogenannte geschlechtergerechte Sprache an Sachsen-Anhalts Schulen nicht grundsätzlich verboten. Die im amtlichen Regelwerk empfohlenen Schreibweisen mit Doppelnennungen (Lehrerinnen und Lehrer), die Schrägstrichlösung (Lehrer/innen) oder Ersatzformen (Lehrkraft) sind weiterhin erlaubt.
Der Rat für deutsche Rechtschreibung ist ein zwischenstaatliches Gremium, das von den staatlichen Stellen damit betraut wurde, die Einheitlichkeit der Rechtschreibung im deutschen Sprachraum zu bewahren und die Rechtschreibung auf der Grundlage des orthografischen Regelwerks im unerlässlichen Umfang weiterzuentwickeln. Der Rat ist somit die maßgebende Instanz in Fragen der deutschen Rechtschreibung und gibt mit dem amtlichen Regelwerk das Referenzwerk für die deutsche Rechtschreibung heraus. Diese Aufgabe obliegt nicht dem DUDEN! Das amtliche Regelwerk gilt für Schulen sowie für Verwaltung und Rechtspflege.
Jörg Riemer, Vorsitzender des NOVALIS-Literaturkreises, führte zwölf Vereinsmitglieder sowie interessierte Sprach- und Literaturfreunde am 5. August 2023 durch Weißenfels zur NOVALIS-Gedenkstätte in der Klosterstraße 24. Dort schloss sich eine Führung durch die Ausstellung über Friedrich von Hardenberg (1772 - 1801) an, die auch seine Ingenieursleistungen im Bergbau würdigt.
Nach seinem Bergbaustudium in Freiberg wurde von Hardenberg 1799 als Assessor bei der Salinendirektion in Weißenfels angestellt. Er war der einzige im frühromantischen Dichter- und Freundeskreis, der einen festen Beruf ausübte. Neben der beruflichen „Hauptsache“, betrachtete er sein dichterisches und philosophisches Werk als eine „Nebensache“. Dennoch wurde Friedrich von Hardenberg nicht durch seine Leistungen als Geologe und Erkunder der Braunkohlenvorkommen in der mitteldeutschen Region bekannt, sondern unter dem Pseudonym NOVALIS, der Neuland Bestellende, als bedeutender Dichter der deutschen Frühromantik.
Seit 1996 betreibt der Literaturkreis im „Novalishaus“ eine Gedenkstätte mit Ausstellung zum Leben und Werk des bedeutenden Frühromantikers: www.novalis-weissenfels.de.
Wo man sonst gerne gendert, an der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg, kam Jörg Bönisch vom Vorstand des VDS zu Wort. Dort war jüngst Prof. Jürgen Plöhn quasi mit einem Berufsverbot belegt worden, da er Genderschreibweisen in studentischen Arbeiten als Rechtschreibfehler gekennzeichnet hatte. Das heiße Eisen „Geschlechtergerechte Sprache“ war nun Gegenstand von Bönischs Vortrag am 10. Juli 2023 in der „Redezeit“, einer vierteljährlichen Veranstaltungsreihe für den Austausch über die deutsche Sprache, und wie sie das alltägliche Leben bestimmt. Diese Reihe ist Ausdruck der erfolgreichen Zusammenarbeit der Stiftung LEUCOREA mit dem WortWerkWittenberg (WWW) und dem Institut für deutsche Sprache und Kultur. Gegründet wurde die Stiftung LEUCOREA 1994 mit dem Ziel, wieder akademisches Leben in Wittenberg zu etablieren. An jenem Ort, wo vor 500 Jahren eine der renommiertesten Universitäten Deutschlands eröffnet wurde.
Bei der „Redezeit“ handelt es sich um eine Vortragsreihe des Vereins WortWerkWittenberg e. V., des Instituts für deutsche Sprache und Kultur e. V. an der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg und der Stiftung LEUCOREA. Vierteljährlich werden interessante sprachliche und sprachpolitische Themen von einem Referenten vorgestellt, um anschließend darüber zu diskutieren.
Der Ausflug in die Sprach- und Literaturgeschichte Sachsen-Anhalts stieß auf positive Resonanz
Am 30. Juni 2023 schloss nach 36 Tagen das „Wortreich“ seine Pforten. Fast 38.000 Hallenser und Besucher der Saalestadt konnten im Innenhof der Neuen Residenz zu Halle vom 26. Mai bis 30. Juni 2023 Juni eine in dieser Form einzigartige Themenausstellung zur deutschen Sprache erleben. Die Gäste kamen aus nah und fern, aus allen Teilen Deutschlands, aber auch aus aller Welt: England, Frankreich, Holland, Honduras, Italien, Österreich, Polen, Schweiz, Spanien, aus der Türkei und der Ukraine. Auch Kindergartengruppen und Schulklassen haben das Wortreich besucht.
Das Kulturland Sachsen-Anhalt ist reich an sprach- und literaturgeschichtlichen Bezügen, die im „Wortreich“ unterhaltsam und abwechslungsreich vermittelt wurden. Die Tour begann geschichtlich im Mittelalter mit den Merseburger Zaubersprüchen, dem Minnesang sowie dem Sachsenspiegel und führte über die Neuzeit mit Martin Luther, Kardinal Albrecht sowie Paul Gerhardt und Joseph von Eichendorff zu sprachlichen Entwicklungen der Gegenwart. Weitere Themen sind Mundarten und Dialekte, Sprichwörter und Redewendungen sowie Märchen und Sagen. Aber auch Amtssprache und Behördendeutsch oder Anglizismen und Gendersprache wurden thematisiert.
Zahlreiche Ausstellungstafeln informierten über die Sprach- und Literaturgeschichte Sachsen-Anhalts und schlugen den Bogen zu aktuellen sprachlichen Entwicklungen. Auf der Bühne im Innenhof der Neuen Residenz zu Halle wurde ein musikalisch-literarisches Begleitprogramm präsentiert.
Der Landrat des Saalekreises, Hartmut Handschak, hat das Gendern in der Kreisverwaltung per Anweisung verboten. „Es gibt keinen Rechtsanspruch auf geschlechtergerechte Formulierungen“, heißt es in der Mitteilung an die Verwaltung. In den Texten und Veröffentlichungen solle „auf die Verwendung von verkürzten Formen zur Kennzeichnung mehrgeschlechtlicher Bezeichnungen im Wortinnern“ verzichtet werden. „Orthografische und grammatikalische Richtigkeit, Einheitlichkeit und Verständlichkeit von Texten haben gegenüber einer diskriminierungsfreien Sprache eine höhere Priorität.“ Das sei mit dem generischen Maskulinum sichergestellt.
Die CDU zog in diesem Rahmen einen entsprechenden Antrag zum Genderverbot wieder zurück, da der Zweck erfüllt sei, und auch die FDP begrüßte die Entscheidung. Christina Kleinert, Dezernentin der Inneren Verwaltung, sagte auf eine Anfrage des Nachrichtenmagazins „Spiegel“, man berufe sich auf ein Urteil des Bundesverfassungsgerichts von 2018. Demnach gebe es keine gesetzliche Pflicht zu einer vermeintlich gendergerechten Sprache. Wichtig sei, dass die Kommunikation einerseits rechtssicher, andererseits barrierefrei sei – Sonderzeichen wie Sternchen könnten das nicht leisten.
Laut MDR soll es aber keine disziplinarischen Maßnahmen geben, wenn sich die Mitarbeiter der Verwaltung nicht daran halten, denn es handele sich um eine Richtlinie. Sie würden in solchen Fällen allerdings „weiter sensibilisiert“ werden, die Richtlinie in ihrer Kommunikation umzusetzen.
Quelle: VDS-Infobrief vom 25.06.2023
Nach 2018, 2019 und 2021 bestritten Bruno Klauk, Professor an der Hochschule Harz, und Jörg Bönisch, beide Mitglied im VDS-Bundesvorstand, bereits zum vierten Mal am 30. Mai 2023 in Wernigerode einen Projekttag unter dem Titel „Gutes Deutsch in Wissenschaft und Wirtschaft“. 14 Studenten (6 Studentinnen und 8 Studenten), nahmen an dem Seminar teil. Klauk vertrat die Wissenschaft. Bönisch, hauptberuflich Pressesprecher bei der Deutschen Bahn für die Länder Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen, den Teil der Wirtschaft. Thematisiert wurden die Gleichgültigkeit gegenüber unserer Landessprache und die ideologischen Strömungen der Gendersprache. Weitere Inhalte waren die überflüssigen Anglizismen, das Denglisch sowie die schwindende Bedeutung des Deutschen in Wissenschaft und Wirtschaft. Ein Teilnehmer fasste treffend zusammen: „Das Seminar hat gezeigt, wie wichtig die deutsche Sprache ist, mit der man aufgewachsen ist.“
Vier Tage voller anregender Gespräche und neuer Kontakte – die Leipziger Buchmesse war für den Verein Deutsche Sprache (VDS) und den IFB-Verlag Deutsche Sprache ein voller Erfolg. Regelmäßig bildeten sich große Menschentrauben vor dem Gemeinschaftsstand in Halle 4. „Wir freuen uns vor allem über die vielen jungen Leute, teils noch Schüler, die anhielten und uns in unserem Eintreten gegen die Gendersprache bestätigten“, sagte Jörg Bönisch, Mitglied des VDS-Vorstands, der die Tage in Leipzig begleitet hat. Konnten 2019, der letzten Buchmesse vor der Pandemie, 286.000 Besucher gezählt werden, kamen vom 27. bis 30. April 2023 insgesamt 274.000 Besucher zum „Bücherfrühling“ nach Leipzig.
Bekannt sind Sprichwörter vor allem in ihrer hochsprachlichen Form. Im Vortrag zeigte der Germanist Dr. Ulrich Wenner auf, dass sie in mundartlicher Ausprägung im Alltagsleben der Menschen eine große Rolle spiel(t)en. Dabei nahm er besonders die vielfältigen Themen und der Variantenreichtum in den Blick. Grundlage bildeten Artikel aus dem Mittelelbischen Wörterbuch, eines großlandschaftlichen Dialektwörterbuchs für die nördlichen zwei Drittel von Sachsen-Anhalt, dessen Bearbeiter der Referent Dr. Ulrich Wenner ist.
Bei der „Redezeit“ handelt es sich um eine Vortragsreihe des Vereins WortWerkWittenberg e. V., des Instituts für deutsche Sprache und Kultur e. V. an der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg und der Stiftung LEUCOREA. Vierteljährlich werden interessante sprachliche und sprachpolitische Themen von einem Referenten vorgestellt, um anschließend darüber zu diskutieren.
Am 11. März 2023 trafen sich in Halle (Saale) 45 VDS-Mitglieder und Gäste zur Mitgliederversammlung der Regionalgruppe Sachsen-Anhalt. Wichtigster Tagesordnungspunkt war die Diskussion und Abstimmung über die Organisation einer Volksinitiative „Schluss mit Gendersprache in Verwaltung und Bildung in Sachsen-Anhalt“ nach dem Hamburger Vorbild. Auch in Sachsen-Anhalt sollen die Bürger in Ausübung direkter Demokratie über die Sprache in Verwaltungen, Behörden und Schulen entscheiden. Die Volksinitiative setzt sich für den Gebrauch des Standardhochdeutschen in der öffentlichen Kommunikation ein. Die Teilnehmer der Mitgliederversammlung kamen einhellig zu dem Ergebnis, der Mehrheit der Sprachgemeinschaft und der durch die Gendersprache benachteiligten Personengruppen (Menschen mit Leseschwäche, Seh- oder Hörbehinderung und Nichtmuttersprachler) mit dieser Aktion eine Stimme zu geben. Ein achtköpfiges Gremium wird im zweiten Halbjahr dieses Jahres mit den Vorbereitungen zur Durchführung einer Volksinitiative nach den gesetzlichen Vorgaben des Landes Sachsen-Anhalt beginnen. Fragen und Anregungen richten Sie bitte schriftlich an: volksinitiative@vds-ev-sachsen-anhalt.de.
Nach zweijähriger pandemiebedingter Unterbrechung fand am 9. Januar 2023 die Reihe »Redezeit« ihre Fortsetzung. Vor rund 30 Gästen referierte die evangelische Theologin und Geschäftsführerin der Stiftung LEUCOREA, Dr. Marianne Schröter, über »Deutsch als Wissenschaftssprache. Christian Thomasius und die Universität Halle«. Unter den Besuchern weilte auch Ministerpräsident Dr. Reiner Haseloff mit seiner Gattin Gabriele. In der anschließenden Diskussion stellte sich schnell heraus, das Deutsch als Wissenschaftssprache heutzutage wiederum an Bedeutung verliert und selbst in den Geisteswissenschaften durch Englisch ersetzt wird. Breiten Raum nahm ebenso die sogenannte Gendersprache ein, deren Verbreitung auch vom Ministerpräsidenten nur mit verständnislosem Kopfschütteln quittiert wurde.
Die »Redezeit« gibt es seit 2018 und wird von der Stiftung LEUCOREA gemeinsam mit dem Verein WortWerkWittenberg e. V. und dem Institut für deutsche Sprache und Kultur angeboten. Vierteljährlich werden interessante sprachliche und sprachpolitische Themen von einem Referenten vorgestellt, um anschließend darüber zu diskutieren.