Mit dem Magdeburger Stadtratsbeschluss vom 20. Februar 2020 wird ab sofort in der Verwaltung nicht nur gegen die amtlichen Regeln der deutschen Rechtschreibung verstoßen, sondern es werden fragwürdige geschlechtsneutrale Formulierungen wie Studierende statt Studenten, wahlberechtigte Bevölkerung statt Wahlberechtigte, Teilnehmende statt Teilnehmer, Steuerhinterziehende statt Steuerhinterzieher empfohlen. Ist eine solche Formulierung nicht möglich, soll das Gendersternchen eingesetzt werden. „Wer sich so etwas ausdenkt, hat keine Ahnung von Grammatik“, sagt Prof. Walter Krämer, Vorsitzender des Vereins Deutsche Sprache. „Zudem ist das Gendersternchen weder sprech- noch lesbar. Spätestens Sehgeschädigte und ihre technischen Vorleseprogramme stoßen dann an ihre Grenzen – ebenso wie Ausländer, die von diesen falschen Zeichen beim Lernen gehindert und irritiert werden. Hier werden Menschen aus- statt eingeschlossen – Geschlechtergerechtigkeit sieht anders aus.“
Für 62 Prozent der Bevölkerung ist die geschlechterbetonte Verwendung der deutschen Sprache unwichtig. Das ergab eine repräsentative Umfrage des Erfurter Instituts Insa-Consulere GmbH im November 2019. In einer früheren Befragung im März 2019 empfand mehr als die Hälfte der Befragten einschlägige Vorgaben von Behörden oder Arbeitgebern als störend. 75 Prozent lehnten gesetzliche Vorschriften zur Sprachneutralisierung ab. „Es zählt nicht zu den üblichen Aufgaben von Gesetzgebern und Behörden, über die Regeln der deutschen Sprache zu entscheiden oder gar, sie zu ändern“, macht die Deutsche Akademie für Sprache und Dichtung in ihrer Stellungnahme vom Juli 2019 unmissverständlich klar. „Die deutsche Sprache bietet…ein schier unerschöpfliches Repertoire an Ausdrucksmöglichkeiten. Dazu kann man Ratschläge geben; pauschale Vorgaben oder gar Vorschriften sollte sich niemand anmaßen. Grundsätzlich sollte sich die Obrigkeit möglichst wenig in die Freiheit derer einmischen, die die deutsche Sprache gebrauchen“, heißt es dort weiter.
So kann man die „mündigen Magdeburger*innen“ nur ermuntern, sich nicht vorschreiben zu lassen, wie sie zu reden und zu schreiben haben. Dennoch gelten im deutschen Sprachraum amtliche – für öffentliche Einrichtungen verbindliche – Regeln, die vom deutschen Rechtschreibrat empfohlen werden. Dementsprechend setzt die Gesellschaft für deutsche Sprache (GfdS) in ihren im März 2020 erschienenen „Leitlinien zur geschlechtergerechten Sprache“ im Rahmen des amtlichen Regelwerks enge Spielräume zur sprachlichen Gleichbehandlung von Frauen und Männern. Empfohlen werden Doppelnennungen, der Schrägstrich sowie Ersatzformen. Schreibweisen mit Binnen-I, Unterstrichen (_), Doppelpunkten (:), Sternchen (*) usw. erteilt die GfdS eine Abfuhr. Aus gutem Grund: Sie sind kein Bestandteil der aktuellen Rechtschreibung und verursachen grammatikalische Fehler. Für ein seit Dezember 2018 geltendes drittes Geschlecht („divers“) gäbe es bislang weder eindeutige Bezeichnungen noch adäquate Pronomen, Anrede- oder Flexionsformen. Da es dafür bisher keine vertretbaren Schreibformen gäbe, blieben sie in den Leitlinien unberücksichtigt.
Alle Argumente, seien sie noch so vernünftig, werden landauf, landab von politischen Gremien und ideologischen Verfechtern der Gendersprache unter dem Deckmantel der „politischen Korrektheit“ in den Wind geschlagen. Einmal mehr zeigt sich, dass in einem sich zunehmend verhärtenden ideologischen Umfeld ein sachlich fundierter Gedanken- und Meinungsaustausch immer schwieriger wird oder schon gar nicht mehr möglich ist. Beruht doch die sogenannte gendergerechte Sprache auf einem Generalirrtum, erzeugt eine Fülle lächerlicher Sprachgebilde und ist konsequent gar nicht durchzuhalten. Vor allem leistet sie überhaupt keinen Beitrag zur Besserstellung der Frau in der Gesellschaft oder zur Gleichstellung der Geschlechter. Also appellieren wir an Politiker, Behörden, Firmen, Gewerkschaften, Betriebsräte und Journalisten: Setzt die deutsche Sprache gegen diesen Gender-Unfug wieder durch. Unterstützen Sie, wie über 75.000 Mitzeichner, mit Ihrer Unterschrift diese Forderung:
Text: Jörg Bönisch