Gedanken zum Jahresende...
Liebe Freundinnen und Freunde der deutschen Sprache,
ein ereignisreiches Jahr geht zu Ende. Höhepunkt war zweifelsohne die Ausrichtung der Deutschen Sprachtage in Halle (Saale). Hinter den abwechslungsreichen Tagen, die nach zweijähriger Planung, Vorbereitung und Organisation wie am Schnürchen liefen, steckte viel Arbeit und Enthusiasmus. So dürfen sich mit dem Gerhard-Junker-Preis, der unserer Regionalleiterin Arne-Grit Gerold im Juni für ihr jahrelanges ehrenamtliches Engagement im Verein Deutsche Sprache verliehen wurde, stellvertretend auch all jene geehrt fühlen, die sich für unseren Verein und seine Ziele eingesetzt haben. Ganz großer Dank gilt vor allem den Lebens- und Ehepartnern unserer Aktiven, die mit viel Verständnis und Geduld zum Gelingen unserer erfolgreichen Vereinsarbeit beitragen. Nicht von ungefähr konnten wir so in Sachsen-Anhalt unsere Mitgliederzahl in den vergangenen drei Jahren um 26 Prozent steigern.
Auch wenn in einem sich zunehmend verhärtenden ideologischen Umfeld ein sachlich fundierter Gedanken- und Meinungsaustausch immer schwieriger wird, lassen wir uns im Einsatz für unsere wunderschöne Muttersprache nicht entmutigen. Wir bleiben weiterhin unserem Motto treu: Sprachpflege, Sprachbewusstsein und Sprachentwicklung sind die drei Säulen, die unsere Vereinsarbeit in Sachsen-Anhalt tragen. Die für das kommende Jahr geplanten Veranstaltungen finden Sie auf unserer Seite mit den Terminen. Vielleicht sehen wir uns vom 12. bis 15. März an unserem gemeinsamen Messestand von VDS und IFB Verlag Deutsche Sprache auf der Leipziger Buchmesse oder bei einer anderen Gelegenheit zum persönlichen Gedankenaustausch?
Bis dahin wünschen wir Ihnen und Ihren Familien eine besinnliche Adventszeit, ein gesegnetes Weihnachtsfest und ein gesundes neues Jahr.
Ihre Leitung der VDS-Regionalgruppe Sachsen-Anhalt
Dr. Jörn Weinerts Erörterungen zum Kulturraum Sachsen-Anhalt läuteten am 14. Oktober 2019 die zweite Runde der Vortrags- und Diskussionsreihe „Redezeit“ ein. Weinert ist Sprachwissenschaftler an der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg (MLU) und profunder Kenner der regionalen Sprachgeschichte. So konnte er den Gästen interessante Zusammenhänge zwischen Sprache und Geschichte vermitteln.
Immer am zweiten Montag eines Quartals – Ostern eine Woche später – treffen sich auch 2020 Referenten und interessierte Sprachfreunde in der Leucorea zum Gedankenaustausch über unsere alltägliche Sprache. In der Veranstaltung am 13. Januar stellt Dr. Marianne Schröter Martin Luthers Arbeiten zur deutschen Sprache zur Diskussion. Am 20. April beleuchtet Prof. Hans-Joachim Solms, Germanist an der MLU und Mitglied im wissenschaftlichen Beirat des VDS, (un)moralische Aspekte der Kommunikation in den elektronischen Medien: „#hassrede – Vom Anstand und der Unanständigkeit“. Prof. Walter Krämer, Vorstandsvorsitzender des VDS, erläutert am 13. Juli vor dem Hintergrund der Währungs-, Wirtschafts- und Sozialunion 1990 die Zusammenhänge zwischen Sprache und Wirtschaft.
Die Veranstaltungsreihe „Redezeit“ wird vom Verein WortWerkWittenberg (WWW) gemeinsam mit der Stiftung Leucorea und dem Institut für deutsche Sprache und Kultur e. V. an der MLU in der Lutherstadt Wittenberg ausgerichtet. Organisiert werden die beliebten Diskussionsabende von Prof. (em.) Gerhard Meiser und Prof. Hans-Joachim Solms, Literatur- und Sprachwissenschaftler an der MLU, die den WWW gegründet haben und ihm vorstehen. Dabei sind die Geschicke des WWW eng mit denen des VDS verwoben: Meiser und Solms sind Mitglied im VDS und arbeiten im wissenschaftlichen Beirat des VDS mit.
Alle Veranstaltungen im Überblick: Redezeit 2019-20.pdf
Text und Foto: Jörg Bönisch
Im September war es wieder soweit: VDS-Ehrenmitglied Kammersängerin Prof. Edda Moser lud zum diesjährigen „Festspiel der deutschen Sprache“ in die Goethestadt Bad Lauchstädt ein. Sprachfreunden bot die künstlerische Leiterin, die das Festspiel 2006 in Rudolstadt ins Leben rief, ein reichhaltiges und anspruchsvolles Programm, um der schönen und ausdrucksstarken deutschen Sprache zu huldigen.
So durften sich die Besucher in diesem Jahr auf ein Festkonzert des MDR-Sinfonieorchesters sowie einen Abend mit Lyrik und Balladen aus drei Jahrhunderten, so auch auf Hugo von Hofmannsthals lyrisches Drama „Der Tor und der Tod“, freuen. Am Tag der deutschen Sprache wurde Mozarts Oper „Die Zauberflöte“ in der von Johann Wolfgang von Goethe 1794 für das Weimarer Hoftheater eingerichteten Fassung mit Texten von Christian August Vulpius und Emanuel Schikaneder aufgeführt.
„Wir sind gerade dabei, die Kostbarkeit der deutschen Sprache durch Anglizismen, Gleichgültigkeit und Unwissenheit zu verraten und zu vergessen.“ Kammersängerin Professor Edda Moser, Gründerin und künstlerische Leiterin des Festspiels der deutschen Sprache |
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Am 24. August 2019 fand in Reppichau der Sachsenspiegeltag statt, bei dem der „Ritterplatz Eike von Repgow“, ein Kinderspielplatz eingeweiht wurde. „Neben den zahlreichen Figurengruppen und Wandmalereien, die sich durch unser ganzes Dorf ziehen, wollen wir nun auch für unsere kleinen Besucher einen eigenen Erlebnis- und Themenbereich schaffen. Auf dem Ritterplatz können Kinder im mittelalterlichen Ambiente spielen. Auch hier haben wir Motive und Darstellungen aus dem Sachsenspiegel integriert und bildlich wiedergegeben. Informationstafeln verweisen auf ritterliche Tugenden und das Leben im Mittelalter, und auch märchenhaft geht es zu“, erläutert Erich Reichert, Vorsitzender des Fördervereins „Eike von Repgow“ e. V. (Quelle: Wochenspiegel/Supersonntag Köthen vom 22.08.2019).
Weitere Informationen zur Geschichte des Sachsenspiegels und zum Kunstprojekt im Gedenken an Eike von Repgow gibt es unter www.reppichau.de.
REDEZEIT geht ab Herbst in die zweite Runde
Dr. Ulrich Wenners Vortrag zur „Mundartlandschaft Wittenberg“ setzte am 8. Juli 2019 den Schlusspunkt hinter die erste Serie der Reihe REDEZEIT. Wenner, Germanist an der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg, beschäftigt sich schon seit vielen Jahren wissenschaftlich mit dem Mundartwortschatz des nördlichen (niederdeutschen) und mittleren (mitteldeutschen) Teils Sachsen-Anhalts. So konnte er den Gästen die Bedeutung, Lautung und sprachgeografische Verteilung des Alltagswortschatzes mit großer Sachkenntnis erläutern.
Da sich die Veranstaltungsreihe bisher großer Beliebtheit erfreute, geht sie im Herbst in die zweite Runde.
Am 29. Juni wurde Arne-Grit Gerolds langjähriges Engagement als Leiterin der Regionalgruppe Sachsen-Anhalt im Verein Deutsche Sprache (VDS) mit dem Gerhard-Junker-Preis gewürdigt. Die Ehrung nahmen Marc-Alexander Glunde und Dr. Reiner Pogarell, beide VDS-Vorstandsmitglieder, im Rahmen der Deutschen Sprachtage 2019 in Halle (Saale) auf der Delegiertenversammlung in der Händelhalle vor. „Drei wunderbare Delegiertenversammlungen durfte der VDS in dem kleinen Bundesland Sachsen-Anhalt durchführen, eine schöner als die andere. Das ist auch wesentlich das Verdienst der geehrten Sprachfreundin, die mit ihrem Sinn für Schönheit, ihrem Spürsinn für gute Themen immer wieder Akzente setzen konnte, die in anderen VDS Regionen einen Vorbildcharakter haben können. Dazu gehört insbesondere auch ihre Auszeichnungskultur, wie die Preisverleihung an den Backmittelhersteller Kathi“, betonte Dr. Reiner Pogarell, Mitglied im VDS-Vorstand, in seiner Laudatio.
Der Preis erinnert an den Namensgeber Gerhard Junker, ein VDS-Mitglied der ersten Stunde und langjähriger Leiter der Arbeitsgruppe „Anglizismen-Index“.
Deutsche Sprachtage 2019 in Halle (Saale)
Unter dem Motto „Sprache und Bildung im Wandel der Zeit“ war die Regionalgruppe Sachsen-Anhalt des Vereins Deutsche Sprache (VDS) in diesem Jahr Gastgeber für die Deutschen Sprachtage, die vom 27. bis 30. Juni 2019 in Halle (Saale) stattfanden. Darin eingebettet war die VDS-Bundesdelegiertenversammlung, die nach Merseburg (2011) und Lutherstadt Wittenberg (2015) bereits zum dritten Mal in Sachsen-Anhalt stattfand.
Über 170 Teilnehmer aus dem gesamten deutschsprachigen Raum kamen nach Halle (Saale). Darunter auch 18 Sprachfreunde, Deutschlehrer, Sprachwissenschaftler und Germanisten aus 15 Ländern: Aserbaidschan, Belgien, Benin, Dänemark, Frankreich, Ghana, Island, Litauen, Österreich, Polen, Russland, Schweiz, Tschechien, Tunesien und aus der Türkei. Frau Prof. Oddný G. Sverrisdóttir vom Deutschinstitut der Háskóli Íslands (Reykjavík) führte in die isländische Sprache ein und erläuterte eine spannende Begegnung mit einer unbekannten Verwandten. Ein umfangreiches Begleitprogramm ermöglichte den Delegierten und Gästen, sich über das Wirken der Fruchtbringenden Gesellschaft in der „Erlebniswelt Deutsche Sprache“ im Köthener Schloss und über das Schaffen von Johann Wolfgang von Goethe in Bad Lauchstädt zu informieren. Führungen durch die Franckeschen Stiftungen zu Halle gaben Einblicke in den Bildungskosmos der Schulstadt.
Zur feierlichen Eröffnung der Deutschen Sprachtage richteten Marco Tullner, Bildungsminister des Landes Sachsen-Anhalt, und Dr. Bernd Wiegand, Oberbürgermeister der Stadt Halle (Saale), am 28. Juni im Freylinghausen-Saal der Franckeschen Stiftungen zu Halle Grußworte an die Gäste. Dr. Wiegand war Schirmherr der Deutschen Sprachtage. Prof. Helmut Obst, Ehrenvorsitzender des Kuratoriums der Franckeschen Stiftungen, hielt den Festvortrag. Der 1116 gegründete Stadtsingechor zu Halle, einer der ältesten Knabenchöre Deutschlands, gab der Veranstaltung unter der Leitung von Clemens Flämig den musikalischen Rahmen.
Text und Fotos: Jörg Bönisch
Die 2011 veröffentlichte LEO-Studie der Universität Hamburg brachte erstmals wissenschaftlich fundiert das wahre Ausmaß des Analphabetismus in Deutschland ans Licht. Damals konnten 7,5 Millionen Menschen, mehr als 14 Prozent der Erwerbsfähigen, nicht richtig schreiben und lesen. Diese Ergebnisse erschütterten nicht nur die Fachwelt, denn bis dahin ging man von 4 Millionen Betroffenen aus. Die Untersuchungen ergaben ebenso, dass über 13 Millionen in Deutschland lebende Erwachsene die Rechtschreibung, wie sie bis zum Ende der Grundschule unterrichtet wird, nicht richtig beherrschen. Die 2018 durchgeführte Folgestudie mit Deutsch sprechenden Personen im Alter von 18 bis 64 Jahren kam zu dem Ergebnis, dass noch immer 6,2 Millionen Menschen Schwierigkeiten beim Lesen und Schreiben haben, rund 11 Millionen zeigen weiterhin eine auffällig fehlerhafte Rechtschreibung.
Am 8. April war wieder REDEZEIT in Wittenberg
Am 8. April 2019 lud der Verein WortWerkWittenberg (WWW) zur dritten REDEZEIT in das Lectorium der Stiftung Leucorea in die Lutherstadt ein. Prof. Steffen Leuschner gab in einem Impulsreferat Denkanstöße zum Thema „Wo sind nur die Wörter hin? DDR-Wortschatz heute“. Anschließend entspann sich ein lebhafter Meinungsaustausch mit dem Referenten sowie zwischen den Gästen.
Im Oktober 2018 fand die erste REDEZEIT statt. Prof. Hans-Joachim Solms, 2. Vorsitzender des WWW und Mitglied im wissenschaftlichen Beirat des Vereins Deutsche Sprache (VDS), beleuchtete die Zusammenhänge zwischen „Sprache und Nation“. Im Januar dieses Jahres regte der Indogermanist Prof. Gerhard Meiser, Vorsitzender des WWW und ebenfalls Mitglied im wissenschaftlichen Beirat des VDS, zum Nachdenken über „political correctness“ an. Am 8. Juli stellt Dr. Ulrich Wenner in der nächsten REDEZEIT die „Mundartlandschaft Wittenberg“ in den Mittelpunkt der Diskussion.
VDS-Sprachtreff am 26. März in Halle (Saale)
Am 26. März 2019 wurde die Leitung der VDS-Regionalgruppe Sachsen-Anhalt bei der diesjährigen Mitgliederversammlung im Dorint-Hotel Charlottenhof Halle (wieder) gewählt. Arne-Grit Gerold, Jörg Bönisch und Bernd Eggeling sind in ihren Ehrenämtern als Leiterin, deren Stellvertreter und Beisitzer einstimmig bestätigt worden.
Im Rechenschaftsbericht ließen Gerold, Bönisch und Eggeling die vergangene dreijährige Wahlperiode Revue passieren. Dabei war die Entwicklung der Mitgliederzahlen mit einem Zuwachs von 26 Prozent in Sachsen-Anhalt besonders erfreulich. Im Herbst 2016 wurden die Franckeschen Stiftungen zu Halle korporatives Mitglied in unserem Verein. Im Juli 2017 konnte das hallesche Unternehmen KATHI als „Sprachvorbild“ ausgezeichnet werden. Auch das Reformationsjubiläum fand 2017 mit einem Vortrag „Luther und die deutsche Sprache" seine Würdigung. Besondere Höhepunkte waren die Beteiligung an den Leipziger Buchmessen 2018 und 2019. In der Diskussion wurden Vorschläge und Ideen für die weitere regionale Vereinsarbeit besprochen. Besonders anspruchsvoll wird in diesem Jahr die Ausrichtung der Deutschen Sprachtage in Halle an der Saale.
Vom 21. bis 24. März 2019 präsentierten sich der Verein Deutsche Sprache (VDS) und der verbündete IFB Verlag Deutsche Sprache auf der Leipziger Buchmesse. Am Messestand wurden in bewährter Weise Buchneuerscheinungen und das Verlagsprogramm präsentiert, aber auch der Füllstoff von Büchern, die Sprache, thematisiert. Darüber hinaus beteiligten sich VDS und IFB Verlag am Lesefest „Leipzig liest“. Der Schriftsteller Dr. Kurt Gawlitta lud im Forum Literatur zur Lesung aus „Youssefs Gesetz“ ein.
Positive Resonanz und besonders viel Zuspruch fand die Unterschriftenaktion
Im Januar erschien ein aktueller Rundbrief, in dem die Regionalleitung Sachsen-Anhalt die Vereins- und Sprachfreunde über aktuelle Entwicklungen und Veranstaltungen informiert. Für Interessierte kann er, wie auch vorausgegangene Ausgaben, heruntergeladen werden: Informationen.
Am 14. Januar 2019 lud der Verein WortWerkWittenberg (WWW) zur REDEZEIT in die Stiftung Leucorea in die Lutherstadt ein. In einer knappen halben Stunde gab der Indogermanist Prof. Gerhard Meiser, Vorsitzender des WWW und Mitglied im wissenschaftlichen Beirat des VDS, in seinem Impulsreferat Denkanstöße zur „political correctness“. Für Meiser ein Thema, über das es einiges nachzudenken gäbe: „Denn ein politisch korrekter Sprachgebrauch kann ein nützliches, vielleicht sogar notwendiges Mittel sein, um umsichtig mit unserer Sprache umzugehen. Dabei ist aber dem Versuch der Meinungsgleichschaltung entschieden entgegenzutreten.“