»Die neue Schlechtschreibung - Seit vielen Jahren sind Grundschullehrer einem deutschlandweiten Feldversuch ausgesetzt: Reformer wollten kreativere Geschöpfe heranziehen. Nun lernen die Kinder nicht mehr richtig schreiben. Experten sprechen von einer Rechtschreibkatastrophe.«
Unter dieser Überschrift lassen die Redakteurinnen Rafaela von Bredow und Veronika Hackenbroch zahlreiche Experten zum Für und Wider des Konzeptes »Lesen durch Schreiben« zu Wort kommen. Da sich zunehmend Eltern, Lehrer und sogar Schüler gegen diese »orthografische Stümperei« auflehnen, wird im Beitrag auch ein Aufstand gegen diese »absurden Methoden« angeregt. Spiegel online hat zu diesem Thema ein Interview mit dem Grundschulexperten Gunter Jansen veröffentlicht: Lernmethode »Lesen durch Schreiben«: Das ist völliger Unsinn.
Darüber hinaus brachte eine im Frühjahr 2011 von der Universität Hamburg veröffentlichte Studie das wahre Ausmaß des Analphabetismus in Deutschland ans Licht: 7,5 Millionen Menschen, mehr als 14 Prozent der erwerbsfähigen Bevölkerung, können nicht richtig lesen und schreiben. Das sind fast doppelt so viele, wie bisher mit etwa vier Millionen angenommen wurde. Aus der Studie geht weiter hervor, dass über 13 Millionen der in Deutschland lebenden Erwachsenen die Rechtschreibung, wie sie bis zum Ende der Grundschulzeit unterrichtet wird, nicht beherrschen. Diese Personen würden das Lesen und Schreiben häufig vermeiden. Das macht einen Anteil von 25 Prozent an dieser Bevölkerungsgruppe aus.
Die alarmierenden Ergebnisse kommen einer Bankrotterklärung der deutschen Bildungspolitik gleich – das Bundesbildungsministerium spricht in einer Pressemitteilung von „fehlender ausreichender Grundbildung“. Ungeachtet dieser desaströsen Zustände werden Modellprojekte wie die frühkindliche zweisprachige Erziehung in Kindergärten, die Einführung der Grundschrift (bzw. Abschaffung der Schreibschrift) und Lesen durch Schreiben (bzw. schreib, wie du sprichst) unbeirrt fortgesetzt, obwohl sie umstritten sind. Statt dem Nachwuchs sprachliche Kompetenz mit bewährten erfolgreichen Lehrmethoden zu vermitteln, werden die Kinder zu Versuchskaninchen der inkonsistenten, föderalen Bildungspolitik. Im Magdeburger Kultusministerium galt dieses Phänomen nach eigenen Angaben viel zu lange als eines der südlichen Halbkugel, nicht der entwickelten Länder.
Die VDS-Regionalgruppe Sachsen-Anhalt hat diese Themenfelder in ihrer diesjährigen Podiumsdiskussion aus der Reihe »Kultur und Zeitgeschehen« aufgegriffen. Deutsche Schüler und Studenten können immer schlechter Deutsch. Die jungen Leute hätten dagegen eine größere Medienkompetenz, würden selbstsicherer auftreten und seien flexibler als frühere Studentengenerationen. Mit dieser Erkenntnis erregte im Sommer 2012 Prof. Gerhard Wolf von der Universität Bayreuth Aufsehen.
Am 12. März 2013 diskutierten in Halle (Saale) Prof. Paul D. Bartsch, Fachgruppenleiter Medienbildung beim Landesinstitut für Schulqualität und Lehrerbildung Sachsen-Anhalt (LISA), Dr. Simone Danek, Geschäftsführerin Aus- und Weiterbildung bei der Industrie- und Handelskammer (IHK) Halle-Dessau, Thomas Lippmann, Vorsitzender des Landesverbandes Sachsen-Anhalt der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW), Prof. Hans-Joachim Solms, Professor für Geschichte der deutschen Sprache und älteren deutschen Literatur an der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg, und Benjamin Ziyad vom Landesschülerrat Sachsen-Anhalt das Rahmenthema „Ausgeprägte Medienkompetenz – mangelnde Deutschkenntnisse: Wie ist es um die Bildung bestellt?“.
Quellen: »Der Spiegel« und Spiegel Online (spiegel.de), Universität Hamburg | Text/Fotos: Jörg Bönisch