Leipzig, Deutscher Platz 1: Seit nunmehr 100 Jahren die erste Adresse, wenn es um Bücher und Schrift geht. Im Jahr 2010 kam das Deutsche Musikarchiv hinzu, welches sich vordem in Berlin befand. Hier wird nationales Kulturgut verwahrt und in Lesesälen sowie im Deutschen Buch- und Schriftmuseum der Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Nicht nur Studenten und Wissenschaftler, sondern auch Sprach- und Literaturfreunde finden hier einen schier unerschöpflichen Fundus der Schrift- und Buchkunst. Denn die Deutsche Nationalbibliothek sammelt alle deutschen und deutschsprachigen Publikationen und Musikveröffentlichungen ab 1913 sowie im Ausland erscheinende Germanica und Übersetzungen deutschsprachiger Werke. Die Sammlung wird archiviert, umfassend dokumentiert und bibliografisch verzeichnet. Neben der Nutzung der Sammlungen an den Standorten Leipzig und Frankfurt am Main werden Dienstleistungen für Bibliotheken, Buchhändler, wissenschaftliche Einrichtungen und individuelle Nutzungen im Internet angeboten.
Am 3. Oktober 1912 unterzeichneten das Königreich Sachsen, die Stadt Leipzig und der Börsenverein der deutschen Buchhändler zu Leipzig den Vertrag zur Gründung der Deutschen Bücherei. Im Westen wurde 1946 eine deutsche Archivbibliothek in Frankfurt am Main neu gegründet. Mit der Wiedervereinigung Deutschlands wurden beide Einrichtungen zusammengeführt, die 2006 einen erweiterten gesetzlichen Auftrag und einen neuen Namen erhielt: Deutsche Nationalbibliothek.
Kulturstaatsminister Bernd Neumann, zu dessen Geschäftsbereich die Bundeseinrichtung heute gehört, sagt aus Anlass des Jubiläums: „In der wechselvollen deutschen Geschichte des vergangenen Jahrhunderts hat die Deutsche Nationalbibliothek ihre Aufgabe als Sammlerin und Bewahrerin des kulturellen Gedächtnisses der Nation mit großem Erfolg wahrgenommen. Mehr denn je befindet sich die Welt der Bücher und Medien im Umbruch. Die zunehmend digitale Welt stellt die Deutsche Nationalbibliothek vor neue Herausforderungen.“ Alexander Skipis, Hauptgeschäftsführer des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels, formuliert sie so: „Jetzt gilt es, die gesamte existierende Literatur digital verfügbar zu machen und die Hoheit über die Inhalte und das kulturelle Erbe einer Gesellschaft nicht Großkonzernen zu überlassen, denen es um Werbeeinnahmen geht und nicht darum, Wissen zugänglich zu machen.“
Am Leipziger Standort der Deutschen Nationalbibliothek befinden sich das Deutsche Buch- und Schriftmuseum, das Deutsche Musikarchiv, die Sammlung Exil-Literatur 1933 – 1945 und die Anne-Frank-Shoah-Bibliothek; am Frankfurter Standort das Deutsche Exilarchiv 1933 – 1945. Weitere Informationen unter www.dnb.de.
Text: Jörg Bönisch | Fotos: Jörg Bönisch (1), Alexander Schmidt/PUNCTUM (1)