Am dritten Oktoberwochenende ging das 18. Festspiel der deutschen Sprache mit szenischen Lesungen von Lessings „Minna von Barnhelm“ zu Ende. Claudia Michelsen als Minna von Barnhelm und Harald Schrott als Major von Tellheim wirkten in der Komödie mit. Liederabende, Gesprächsrunden und Filmvorführungen ergänzten die szenischen Lesungen. Zum Abschluss gab das renommierte MDR-Sinfonieorchester mit Werken von Schubert und Haydn ein festliches Konzert. Schirmherr ist der Ministerpräsident des Landes Sachsen-Anhalt, Dr. Reiner Haseloff: „Die deutsche Sprache steht unter Druck. Wir müssen alle darum kämpfen, dass sie weiterhin so gesprochen wird, wie wir sie kennen.“ Begründet wurde das Festspiel 2006 auf der Heidecksburg in Rudolstadt von unserer Vereinsfreundin Kammersängerin Prof. Edda Moser. Seit 2007 findet es unter ihrer künstlerischen Leitung in der Goethestadt Bad Lauchstädt statt.
Mit einem Vortrag von Dr. Jessica Ammer zum Thema „Leichte Sprache“ startete die vom Verein WortWerkWittenberg (WWW), dem Institut für deutsche Sprache und Literatur an der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg und der Stiftung LEUCOREA gemeinsam organisierte Veranstaltungsreihe „Redezeit“ im Oktober in das siebte Jahr ihres Bestehens. Vierteljährlich werden interessante sprachliche und sprachpolitische Themen von einem Referenten vorgestellt, um anschließend darüber zu diskutieren. Die nächsten „Redezeiten“ finden am 13. Januar, 7. April und 7. Juli 2025 statt.
„Leichte Sprache“ ist ein wichtiges Instrument, um Barrierefreiheit und Inklusion zu fördern. Sie bietet Vorteile bei der gesellschaftlichen Teilhabe von Menschen mit kognitiven Einschränkungen, geringen Deutschkenntnissen oder Leseschwierigkeiten. Sie basiert auf spezifischen linguistischen Prinzipien mit Regeln für den Satzbau, die Grammatik und den Wortschatz. Prägende Elemente sind einfache Hauptsätze, ohne Neben- oder Schachtelsätze. Außerdem soll auf Fachbegriffe und Fremdwörter komplett verzichtet werden. In diesem Zusammenhang wurde die Frage aufgeworfen, ob die Reduktion von Sprache nicht gleichzeitig eine Reduktion von Teilhabe bedeuten kann, wenn wichtige Nuancen und Inhalte verloren gehen. Anhand ausgewählter Beispiele zeigte Dr. Ammer das Spannungsfeld zwischen Wirksamkeit und Ethik der „Leichten Sprache“ auf: „Zwar kann die ‚Leichte Sprache‘ eine breitere Zugänglichkeit zu Informationen ermöglichen, steht jedoch auch in der Kritik, komplexe Inhalte übermäßig zu vereinfachen und so potenziell neue Ausschlüsse zu schaffen. Auch ist es möglich, dass durch die Reduktion der inhaltlichen Tiefe die beeinträchtigten Nutzer zusätzlich stigmatisiert werden.“
Dr. Jessica Ammer ist wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn, Institut für Germanistik, Vergleichende Literatur- und Kulturwissenschaft. Sie studierte an der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg Latein, Deutsch und Griechisch. 2019 Promotion (summa cum laude) mit der Arbeit: „Von den Ampten – Ciceros ‚De Officiis‘ in der Rezeption des Mittelalters und der Frühen Neuzeit“.
„Redezeit“ am 8. Juli 2024: Aus der Arbeit des Deutschen Rechtschreibrats
Prof. Dr. Hans Joachim Solms, emeritierter Professor für Geschichte der deutschen Sprache und Literatur an der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg und in der zurückliegenden Amtsperiode Mitglied im Rat für deutsche Rechtschreibung, berichtete am 8. Juli in der Wittenberger LEUCOREA aus der Arbeit der „maßgebenden Instanz in Fragen der deutschen Rechtschreibung“.
Bei der „Redezeit“ handelt es sich um eine Vortragsreihe des Vereins WortWerkWittenberg e. V., des Instituts für deutsche Sprache und Kultur e. V. an der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg und der Stiftung LEUCOREA. Vierteljährlich werden interessante sprachliche und sprachpolitische Themen von einem Referenten vorgestellt, um anschließend darüber zu diskutieren.
Exkursion zum Novalis-Museum Schloss Oberwiederstedt
Am 13. April 2024 trafen sich 23 VDS-Mitglieder zu einer Führung durch die Forschungsstätte für Frühromantik und das Novalis-Museum im Schloss Oberwiederstedt. Dort wurde der Bergmann, Geologe, Salinentechniker und Jurist Georg Philipp Friedrich von Hardenberg am 2. Mai 1772 geboren. Bekannt wurde er auch als deutscher Dichter der Frühromantik und Philosoph unter dem Namen Novalis. Er starb am 25. März 1801 in Weißenfels. Museumsführer Jan Schneppe gab interessante Einblicke in das Leben und Wirken von Novalis sowie in die bewegte Familiengeschichte der von Hardenbergs.
Zu Ehren des 250-sten Geburtstages Friedrich von Hardenbergs stiftete der Verein Deutsche Sprache eine Novalis-Gedenktafel, die am ehemaligen Assessorenhaus in Bad Dürrenberg angebracht wurde. Dort lebte und arbeitete von Hardenberg in den Jahren 1796 bis 1800 als Assessor (Salinendirektor). Die künstlerische Umsetzung erfolgte durch Heike Lichtenberg. Sie ist eine erfahrene Gestalterin von Emaille-Bildern für architekturbezogene Aufträge wie Wand- und Fassadengestaltungen und lebt als freischaffende Künstlerin in Halle (Saale).
Vor dem Hintergrund des Rechtschreibstreits im Zuge der Orthographischen Konferenz von 1876 befasste sich ein Vortrag von Viktoria Bell bei der „Redezeit“ im April an der Wittenberger LEUCOREA mit dem Einfluss von gesellschaftlichen Faktoren auf die Variation in der Substantivgroßschreibung im 19. Jahrhundert. Dafür wurden historische Patientenbriefe aus einer psychiatrischen Einrichtung – verfasst zwischen 1834 und 1894 – untersucht. Es wurde der Frage nachgegangen, ob Faktoren wie das soziale Geschlecht, der sozioökonomische Status der Schreibenden sowie deren Bildungsgrad und der Formalitätsgrad der Briefe einen Einfluss auf die Variation haben.
Bei der „Redezeit“ handelt es sich um eine Vortragsreihe des Vereins WortWerkWittenberg e. V., des Instituts für deutsche Sprache und Kultur e. V. an der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg und der Stiftung LEUCOREA. Vierteljährlich werden interessante sprachliche und sprachpolitische Themen von einem Referenten vorgestellt, um anschließend darüber zu diskutieren.
Auch in diesem Jahr war der Verein Deutsche Sprache (VDS) bei der Leipziger Buchmesse mit einem Messestand vertreten. Vom 21. bis 24. März stellte er gemeinsam mit dem IFB-Verlag Deutsche Sprache (Paderborn) neue Bücher vor, begrüßte Autoren an seinem Stand und freute sich über zahlreiche Besucher. „Die Leipziger Buchmesse war auch in diesem Jahr ein perfekter Treffpunkt für alle, die Spaß am Lesen haben und sich mit sprachlichen Themen auseinandersetzen wollten“, sagt Beate Meckert, Organisatorin des VDS-Messestandes. Interessierte Besucher konnten dort auch die Arbeit des VDS kennenlernen. „Wir hatten nicht nur das Thema Gendern im Gepäck, das viele Menschen umtreibt“, so Geschäftsführer Dr. Holger Klatte, „wir stellten den Süttember vor, unseren Aktionsmonat der alten Schriften, und viele andere Projekte, wie die Vernetzung mit Deutschlehrern und -lernern im Ausland.“ Am Stand mitgeholfen haben auch mehrere Vertreter der VDS-Jugendorganisation „Junger VDS“. 283.000 Besucher (2023: 274.000 Besucher), die aus ganz Deutschland und der Welt nach Leipzig gekommen sind, zeigten mit ihrem großen Interesse, welchen Stellenwert Literatur hat.
Im Begleitprogramm „Leipzig liest“ lasen die Autoren des „Leipziger Skizzenbuches“, Michael Augustin, Ralph Grüneberger und Manfred Klenk, im Schillerhaus Leipzig-Gedichte, die in Verbindung zu den Skizzen des ehemaligen Leipziger Dezernenten für Stadtentwicklung Niels Gormsen stehen. Musikalische Intermezzi bot das Gitarrenduo „Side by Saite“ mit Andreas Hudl und Matthias Brückner aus Leipzig. Jörg Bönisch, Mitglied im Bundesvorstand des VDS, überbrachte das Grußwort des VDS und betonte: „Dichtung - Poesie - Lyrik und Sprache passen wunderbar zusammen. Mit dem 1999 von der UNESCO ausgerufenen Welttag der Poesie am 21. März bettet sich die Veranstaltung wunderbar thematisch ein.“ Mit diesem Aktionstag soll gezeigt werden, dass die Poesie auch im Zeitalter der neuen Informationstechnologien einen wichtigen Platz im kulturellen und gesellschaftlichen Leben einnehmen kann. Der Welttag der Poesie bietet Anlass, mündliche Traditionen des Gedichtvortragens wiederzubeleben und die Annäherung an Poesie mit anderen Künsten - wie Malerei - zu fördern.
Diese Lesung wurde gemeinsam vom Stadtgeschichtlichen Museums Leipzig, dem VDS und der Gesellschaft für zeitgenössische Lyrik veranstaltet.
Am 16. März 2024 trafen sich 28 Vereinsmitglieder zur Mitgliederversammlung der VDS-Regionalgruppe Sachsen-Anhalt im Kulturzentrum Sternwarte Quedlinburg. Anlass für die Wahl Quedlinburgs als Ort für das Vereinstreffen gab der 300-ste Geburtstag des Dichters Friedrich Gottlieb Klopstock (1724–1803), dessen Geburtshaus sich in der Welterbestadt befindet. So schloss sich an die Mitgliederversammlung eine Führung durch das Klopstockmuseum an. Museumspädagogin Doreen Klinger gab interessante Einblicke in das Leben und Wirken des lyrischen Dichters.
Jacob und Wilhelm Grimm haben ab 1838 den größten Teil ihres Wissenschaftlerlebens dem Deutschen Wörterbuch gewidmet. Es ist bis heute das umfangreichste Werk zur deutschen Sprache, das Marcel Reich-Ranicki „das allerwichtigste Buch in deutscher Sprache“ nannte. Die deutsche Literatur setzt über tausend Jahre vorher mit einer Art Wörterbuch ein.
Von der Arbeit karolingischer Glossatoren über die Klassiker der Lexikographie bis hin zu den digitalen Möglichkeiten des Internets erläuterte Michael Solf, Wissenschaftlicher Mitarbeiter des Zentrums für digitale Lexikographie der deutschen Sprache, wichtige Stationen des Abenteuers Wörterbuch.
Bei der „Redezeit“ handelt es sich um eine Vortragsreihe des Vereins WortWerkWittenberg e. V., des Instituts für deutsche Sprache und Kultur e. V. an der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg und der Stiftung LEUCOREA. Vierteljährlich werden interessante sprachliche und sprachpolitische Themen von einem Referenten vorgestellt, um anschließend darüber zu diskutieren.
Kaminzimmergespräch zum „Streitfall Gendersprache“ am 27. November 2023 in Bad Lauchstädt
Auf Einladung des Freundeskreises Goethe-Theater Bad Lauchstädt e. V. referierte Dipl.-Ing. Jörg Bönisch, Mitglied im Bundesvorstand und stellvertretender Leiter der Regionalgruppe Sachsen-Anhalt des Vereins Deutsche Sprache, am 27. November 2023 in Bad Lauchstädt über den „Streitfall Gendersprache“.
Als Gendern (ˈd͡ʒɛndɐn, ausgesprochen: „dschendern“) wird die geschlechtergerechte Sprache bezeichnet. Mit ihr soll die sprachliche Gleichbehandlung von Frauen und Männern und darüber hinaus aller Geschlechter erreicht werden. Von den Befürwortern der Gendersprache wird das generische (geschlechtsunspezifische) Maskulinum (z. B. alle Besucher) abgelehnt, weil es vermeintlich nur Männer benenne. Ob und in welcher Form Sprache geschlechtergerecht sein soll, darüber ist eine breite gesellschaftliche Diskussion entbrannt. Zahlreiche unabhängige Umfragen ergaben, dass mindestens zwei Drittel der Bevölkerung Eingriffe in das Standarddeutsch durch das Gendern ablehnen. Viele Menschen empfinden die Genderschreib- und Sprechweisen für den Lesefluss und die Hörgewohnheiten als störend.
Edda Moser wurde 85 - Und ist noch kein bisschen müde
Während des Festspiels der deutschen Sprache feierte unsere Vereinsfreundin Kammersängerin Prof. Edda Moser im Oktober 2023 mit Weggefährten, Freunden und Verehrern ihren 85-sten Geburtstag. Unter den Gratulanten waren auch Sachsen-Anhalts VDS-Regionalleiterin Arne-Grit Gerold und VDS-Vorstandsmitglied Jörg Bönisch.
Über den ganzen Oktober verteilt gab es zahlreiche Veranstaltungen, in denen der Schönheit und Ausdruckskraft der deutschen Sprache gehuldigt wurde. Ministerpräsident Dr. Reiner Haseloff und Schirmherr des Festspiels betont: „Es ist wichtig, dass wir die deutsche Sprache im Lande Luthers pflegen. Aber wir müssen alle diejenigen in die Schranken weisen, die versuchen, uns ein Kunstprodukt aufzudrücken.“
Edda Moser rief das Festspiel der deutschen Sprache 2006 ins Leben. Seit 2007 wird es auf Empfehlung des langjährigen Bundesaußenministers und Mosers Freund Hans-Dietrich Genscher († 2016) in der Goethe-Stadt Bad Lauchstädt ausgetragen. „Hier in Bad Lauchstädt sind wir eine Insel des guten Geschmacks; eine rettende Insel für unsere wunderschöne Sprache, Dichtung und Sitten. Wenn unsere Sprache stirbt, dann sind wir niemand mehr“, fasst Edda Moser ihr Credo zusammen.
In Sachsen-Anhalts Schulen gilt mit Schuljahresbeginn im August 2023 wieder das amtliche Regelwerk der deutschen Rechtschreibung. Konstruktionen mit Doppelpunkt, Sternchen, Unterstrich sowie andere Formen zur Kennzeichnung vermeintlich geschlechtergerechter Bezeichnungen im Wortinneren dürfen nicht verwendet und sollen als Normverstöße gewertet werden. Das Bildungsministerium beruft sich dabei auf den jüngsten Beschluss des Rats der deutschen Rechtschreibung vom 14. Juli 2023, wonach Sonderzeichen im Wortinnern nicht zum Kernbestand der deutschen Orthografie gehören und damit nicht den aktuellen Festlegungen des amtlichen Regelwerks entsprechen.
Entgegen anderslautender Medienveröffentlichungen ist damit die sogenannte geschlechtergerechte Sprache an Sachsen-Anhalts Schulen nicht grundsätzlich verboten. Die im amtlichen Regelwerk empfohlenen Schreibweisen mit Doppelnennungen (Lehrerinnen und Lehrer), die Schrägstrichlösung (Lehrer/innen) oder Ersatzformen (Lehrkraft) sind weiterhin erlaubt.
Der Rat für deutsche Rechtschreibung ist ein zwischenstaatliches Gremium, das von den staatlichen Stellen damit betraut wurde, die Einheitlichkeit der Rechtschreibung im deutschen Sprachraum zu bewahren und die Rechtschreibung auf der Grundlage des orthografischen Regelwerks im unerlässlichen Umfang weiterzuentwickeln. Der Rat ist somit die maßgebende Instanz in Fragen der deutschen Rechtschreibung und gibt mit dem amtlichen Regelwerk das Referenzwerk für die deutsche Rechtschreibung heraus. Diese Aufgabe obliegt nicht dem DUDEN! Das amtliche Regelwerk gilt für Schulen sowie für Verwaltung und Rechtspflege.
Führung durch Weißenfels und Besuch der NOVALIS-Gedenkstätte
Jörg Riemer, Vorsitzender des NOVALIS-Literaturkreises, führte zwölf Vereinsmitglieder sowie interessierte Sprach- und Literaturfreunde am 5. August 2023 durch Weißenfels zur NOVALIS-Gedenkstätte in der Klosterstraße 24. Dort schloss sich eine Führung durch die Ausstellung über Friedrich von Hardenberg (1772 - 1801) an, die auch seine Ingenieursleistungen im Bergbau würdigt.
Nach seinem Bergbaustudium in Freiberg wurde von Hardenberg 1799 als Assessor bei der Salinendirektion in Weißenfels angestellt. Er war der einzige im frühromantischen Dichter- und Freundeskreis, der einen festen Beruf ausübte. Neben der beruflichen „Hauptsache“, betrachtete er sein dichterisches und philosophisches Werk als eine „Nebensache“. Dennoch wurde Friedrich von Hardenberg nicht durch seine Leistungen als Geologe und Erkunder der Braunkohlenvorkommen in der mitteldeutschen Region bekannt, sondern unter dem Pseudonym NOVALIS, der Neuland Bestellende, als bedeutender Dichter der deutschen Frühromantik.
Seit 1996 betreibt der Literaturkreis im „Novalishaus“ eine Gedenkstätte mit Ausstellung zum Leben und Werk des bedeutenden Frühromantikers: www.novalis-weissenfels.de.
Streitfall Gendersprache
Wo man sonst gerne gendert, an der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg, kam Jörg Bönisch vom Vorstand des VDS zu Wort. Dort war jüngst Prof. Jürgen Plöhn quasi mit einem Berufsverbot belegt worden, da er Genderschreibweisen in studentischen Arbeiten als Rechtschreibfehler gekennzeichnet hatte. Das heiße Eisen „Geschlechtergerechte Sprache“ war nun Gegenstand von Bönischs Vortrag am 10. Juli 2023 in der „Redezeit“, einer vierteljährlichen Veranstaltungsreihe für den Austausch über die deutsche Sprache, und wie sie das alltägliche Leben bestimmt. Diese Reihe ist Ausdruck der erfolgreichen Zusammenarbeit der Stiftung LEUCOREA mit dem WortWerkWittenberg (WWW) und dem Institut für deutsche Sprache und Kultur. Gegründet wurde die Stiftung LEUCOREA 1994 mit dem Ziel, wieder akademisches Leben in Wittenberg zu etablieren. An jenem Ort, wo vor 500 Jahren eine der renommiertesten Universitäten Deutschlands eröffnet wurde.
Bei der „Redezeit“ handelt es sich um eine Vortragsreihe des Vereins WortWerkWittenberg e. V., des Instituts für deutsche Sprache und Kultur e. V. an der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg und der Stiftung LEUCOREA. Vierteljährlich werden interessante sprachliche und sprachpolitische Themen von einem Referenten vorgestellt, um anschließend darüber zu diskutieren.
Am 30. Juni 2023 schloss nach 36 Tagen das „Wortreich“ seine Pforten. Fast 38.000 Hallenser und Besucher der Saalestadt konnten im Innenhof der Neuen Residenz zu Halle vom 26. Mai bis 30. Juni 2023 Juni eine in dieser Form einzigartige Themenausstellung zur deutschen Sprache erleben. Die Gäste kamen aus nah und fern, aus allen Teilen Deutschlands, aber auch aus aller Welt: England, Frankreich, Holland, Honduras, Italien, Österreich, Polen, Schweiz, Spanien, aus der Türkei und der Ukraine. Auch Kindergartengruppen und Schulklassen haben das Wortreich besucht.
Das Kulturland Sachsen-Anhalt ist reich an sprach- und literaturgeschichtlichen Bezügen, die im „Wortreich“ unterhaltsam und abwechslungsreich vermittelt wurden. Die Tour begann geschichtlich im Mittelalter mit den Merseburger Zaubersprüchen, dem Minnesang sowie dem Sachsenspiegel und führte über die Neuzeit mit Martin Luther, Kardinal Albrecht sowie Paul Gerhardt und Joseph von Eichendorff zu sprachlichen Entwicklungen der Gegenwart. Weitere Themen sind Mundarten und Dialekte, Sprichwörter und Redewendungen sowie Märchen und Sagen. Aber auch Amtssprache und Behördendeutsch oder Anglizismen und Gendersprache wurden thematisiert.
Zahlreiche Ausstellungstafeln informierten über die Sprach- und Literaturgeschichte Sachsen-Anhalts und schlugen den Bogen zu aktuellen sprachlichen Entwicklungen. Auf der Bühne im Innenhof der Neuen Residenz zu Halle wurde ein musikalisch-literarisches Begleitprogramm präsentiert.
Nach 2018, 2019 und 2021 bestritten Bruno Klauk, Professor an der Hochschule Harz, und Jörg Bönisch, beide Mitglied im VDS-Bundesvorstand, bereits zum vierten Mal am 30. Mai 2023 in Wernigerode einen Projekttag unter dem Titel „Gutes Deutsch in Wissenschaft und Wirtschaft“. 14 Studenten (6 Studentinnen und 8 Studenten), nahmen an dem Seminar teil. Klauk vertrat die Wissenschaft. Bönisch, hauptberuflich Pressesprecher bei der Deutschen Bahn für die Länder Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen, den Teil der Wirtschaft. Thematisiert wurden die Gleichgültigkeit gegenüber unserer Landessprache und die ideologischen Strömungen der Gendersprache. Weitere Inhalte waren die überflüssigen Anglizismen, das Denglisch sowie die schwindende Bedeutung des Deutschen in Wissenschaft und Wirtschaft. Ein Teilnehmer fasste treffend zusammen: „Das Seminar hat gezeigt, wie wichtig die deutsche Sprache ist, mit der man aufgewachsen ist.“
Im Jahr 2022 war die Regionalgruppe Sachsen-Anhalt nach Merseburg (2011), Lutherstadt Wittenberg (2015) und Halle an der Saale (2019) zum vierten Mal Gastgeber für die Deutschen Sprachtage mit Bundesdelegiertenversammlung. Sie standen ganz im Zeichen der 500-jährigen Übersetzung des Neuen Testaments durch Martin Luther, welches 1522 in Wittenberg gedruckt wurde und als Septembertestament in die Geschichte einging. Die Sprachfreunde, Vereinsmitglieder und Delegierten aus dem deutschsprachigen Raum trafen sich vom 8. bis 10. September 2022 in Lutherstadt Wittenberg. Es kamen aber auch ausländische Gäste, u. a. aus Burkina Faso, Dänemark, Togo, der Tschechischen Republik und der Ukraine.
Auf dem Programm stand am 8. September eine Bildungsreise in die Bauhausstadt Dessau-Roßlau, in das Dessau-Wörlitzer Gartenreich und in die Geburtsstadt Paul Gerhardts nach Gräfenhainichen. Bei Stadtführungen und Vorträgen konnten sich die Gäste der Deutschen Sprachtage am 9. September mit der Geschichte Wittenbergs und Martin Luthers vertraut machen. Nachmittags hatten die VDS-Mitglieder in Arbeitsgruppen die Möglichkeit, ihre Kenntnisse über sprachliche und sprachpolitische Themen zu vertiefen und Erfahrungen auszutauschen. Abends fand im Wittenberger Stadthaus die feierliche Eröffnung statt. Dort wurde am 10. September auch die satzungsgemäße Delegiertenversammlung abgehalten, auf der das Plenum den Vorstand neu- bzw. wiederwählte. Jörg Bönisch, stellvertretender Leiter der Regionalgruppe Sachsen-Anhalt und seit 2015 Mitglied im VDS-Bundesvorstand, wurde mit überwältigender Mehrheit wiedergewählt.
Festveranstaltung 150 Jahre Schleizer DUDEN
Im September 1872 erschien im Verlag B. G. Teubner in Leipzig „Die deutsche Rechtschreibung. Abhandlung, Regeln und Wörterverzeichnis mit etymologischen Angaben. Für die oberen Klassen höherer Lehranstalten und zur Selbstbelehrung für Gebildete.“ Herausgegeben wurde dieses rund 170 Seiten und knapp 6.000 Stichwörter umfassende Rechtschreibwörterbuch von Dr. Konrad Duden, von 1869 bis 1876 Direktor des Rutheneums zu Schleiz, dem Gymnasium in der Sommerresidenz des Fürstentums Reuß jüngere Linie. Dieses Büchlein ging als „Schleizer DUDEN“ in die Geschichte ein. Es beeinflusste die Debatte um die Rechtschreibung im deutschen Kaiserreich sowie im gesamten deutschsprachigen Raum maßgeblich. Duden schuf damit die Grundlage für die Erfolgsgeschichte der DUDEN-Wörterbücher.
Am 3. September 2022 wurde dieses Jubiläum mit einer Festveranstaltung in der Schleizer Wisentahalle gewürdigt. Schirmherr war Thüringens Ministerpräsident Bodo Ramelow. Mit der Festrednerin Dr. Jessica Ammer schloss sich wiederum der Kreis zu Duden: Ammer ist Wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für Germanistik, Vergleichende Literatur- und Kulturwissenschaft der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn. An dieser Uni studierte Duden ab 1846 vier Semester. Nach mehreren Jahren als Hauslehrer legte er dort 1854 sein Staatsexamen ab. Ein weiterer Programmhöhepunkt war das von der Ballettschule „La Ballerina“ in Göttengrün eigens choreografierte „Duden-Ballett“. Der Chor „VocHallensis“ bot mit a capella vorgetragenen deutschen Volksliedern den musikalischen Rahmen.